Hinter jeder Zahl stecken Menschen!
Wir sprechen im Alltag häufig pauschal von Geflüchteten. Damit meinen wir die über zwei Millionen Menschen, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, um sich hier vor Krieg und Verfolgung in Sicherheit zu bringen. Doch hinter dieser großen und anonymen Zahl verbergen sich genauso viele Einzelfälle, menschliche Schicksale und individuelle Biografien. Jede einzelne davon zählt.
Wir wollen euch daher eine kleine Auswahl dieser Menschen persönlich vorstellen und uns gemeinsam mit euch dafür sensibilisieren, dass hinter jeder Zahl immer ganz unterschiedliche Menschen und ihre einzigartigen Schicksale stehen. Ihre Geschichten haben es verdient, gehört zu werden. Weil sie eben nicht bloß Teil einer anonymen Gruppe sind. Geflüchtete begegnen uns als Nachbar:in im Alltag, als Kolleg:in im Beruf und machen unsere Gesellschaft vielfältiger. Wir wollen ihnen mit Respekt und Wertschätzung begegnen!
Momo (Mohammad Jaffari, Bild oben)
Momo ist 28 Jahre alt und aufgrund von religiöser Verfolgung 2014 aus dem Iran geflüchtet. Hinter ihm liegt ein beschwerlicher Weg, der ihn zunächst über die Türkei, per Boot über das Mittelmeer und dann nach Griechenland führte. Von dort aus ging es über Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich weiter. Schließlich landete er 2015 in München. Mittlerweile lebt er seit über 6 Jahren in Hamburg. Er hat seine mittlere Reife bestanden, eine abgeschlossene Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten in der Tasche und macht aktuelle eine weitere Ausbildung zum Erzieher. In seiner Freizeit schreibt er Gedichte und engagiert sich als Rapper bei den Rapfugees, einem Kollektiv geflüchteter Musiker:innen. Trotz seiner Anstrengungen, sich hier eine sichere Zukunft aufzubauen, wurde sein Asylantrag zweifach abgelehnt. Seither lebt Momo jeden Tag in Angst vor der drohenden Abschiebung.
Erfahre mehr über Momo: https://www.mopo.de/hamburg/momobleibt-so-kaempfen-hamburger-gegen-die-abschiebung-ihres-freundes-38222128/
Leyla Lacin
Leyla kam als Dreijährige nach Deutschland nachdem sie mit ihrer Familie aus der Türkei geflohen ist. Mittlerweile ist sie 36 Jahre alt. Sie hat hier studiert, gearbeitet und Steuern gezahlt. Nach einem bürokratischen Marathon durch die zermürbenden Prozesse deutscher Behörden, hat sie nun endlich eine Duldung erhalten. Allerdings verlor sie mit dieser eigentlich positiven Nachricht ihren Job als Assistentin für behinderte Menschen. Der Grund: sie besitzt keine Arbeitserlaubnis. Damit muss Leyla zwar nicht länger mit der Angst vor Abschiebung leben, aber sie hat ihre Existenzgrundlage verloren. Das ist besonders tragisch, weil sie von dem Gehalt auch ihre kranke Mutter versorgt, die nach mehreren Herzinfarkten auf Unterstützung angewiesen ist.
Erfahre mehr über Leyla: https://www.fr.de/panorama/zynische-pointen-des-auslaenderrechts-91225607.html
Sevine Muradi & Elvin Muradi
Die Eheleute Sevine und Elvin Muradi sind vor drei Jahren aus Aserbaidschan nach Deutschland geflohen und haben sich hier gemeinsam mit ihren drei Kindern eine Zukunft aufgebaut. Dazu gehört auch eine Ausbildungsstelle als Friseurin, um die sich Sevine Muradi bemüht hat. Doch als sie bei einem regulären Behördentermin eine Ausbildungsduldung beantragen wollte, standen plötzlich Polizeibeamte im Raum und nahmen die Mutter fest. Getrennt von ihren Kindern kam sie in Abschiebehaft. Dank des großen öffentlichen Drucks und medialer Aufmerksamkeit stehen die Chancen gut, dass die Familie trotz des traumatisierenden Erlebnisses bleiben darf. Immerhin konnte Sevine mittlerweile mit ihrer Ausbildung beginnen. Ihr Mann Elvin darf seine zum Krankenpfleger wegen eines abgelehnten Asylantrags jedoch bislang nicht antreten.
Erfahre mehr über Sevine und Elvin: https://www.wp.de/staedte/siegerland/angst-vor-abschiebung-elvin-muradis-ehefrau-festgenommen-id234550245.html
Herr C.
Herr C., der anonym bleiben möchte, ist 42 Jahre alt. Er lebt seit fünf Jahren hier und ist glücklich mit einem Deutschen verheiratet. Doch der Alltag des Paares ist von Unsicherheit und Behördengängen geprägt, denn die Ausländerbehörde ihres Heimatortes will Herrn C. in die Türkei abschieben. Dort würde ihm aufgrund seiner Homosexualität Verfolgung drohen. Er hat bereits mehrfach menschenverachtende Drohungen aus seiner Heimat erhalten. Dabei hat Herr C. sich in Deutschland einen Freundeskreis aufgebaut, einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei einem Obst- und Gemüseladen und spricht sehr gut deutsch. Wenn sich nichts an der Situation ändert, könnte Herr C. jederzeit in die Türkei abgeschoben werden, wo ihn lebensbedrohliche Gefahr erwartet.
Erfahre mehr über Herrn C.:https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160978.integration-in-magdeburg-im-zweifel-gegen-die-betroffenen.html