Warum eine Daueraufenthaltserlaubnis keine Ausnahme, sondern Pflicht sein sollte!

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Da die Beschränkungen des Lock-Downs in der ganzen Welt beginnen nachzulassen, sind die meisten von uns ziemlich aufgeregt, endlich aus dem Haus zu kommen und etwas frische Luft zu atmen! Diese Monate in Quarantäne waren nicht einfach, aber dabei ist uns umso mehr bewusst geworden: Wenigstens hatten wir die eigenen vier Wände und ein Dach über dem Kopf. Nicht vieles führt dazu, die Sicherheit durch das eigene Zuhause mehr zu schätzen, als eine globale Pandemie, nicht wahr?

Aber stell dir vor, du wärst nur ein vorübergehender Einwohner in einem Land, das völlig neu für dich ist. Vielleicht wurde dir nur eine befristete Aufenthaltserlaubnis gewährt, die dich in der Unsicherheit lässt, ob du nicht doch wieder in dein Heimatland (und dessen Krieg, Gewalt und Armut) zurückkehren musst. Nun beantragst du eine Daueraufenthaltserlaubnis und hast schreckliche Angst, dass du die erforderlichen Bedingungen, um dich niederzulassen, nicht erfüllst. Das ist die Realität von vielen Menschen, die dazu gezwungen wurden, ihr Zuhause zu verlassen und woanders ein neues Leben suchen mussten – und die aktuelle Corona Pandemie macht das nun noch schwerer.

Wir glauben daran, dass Diversität unsere Gemeinschaft besser, stärker und interessanter macht – und wir glauben daran, dass Newcomern* eine Daueraufenthaltserlaubnis aus folgenden Gründen genehmigt werden sollte:

Einwohner mit festem Wohnsitz haben eine bessere und sicherere Zukunft

Wenn Newcomer die Gewissheit haben, dass sie unbefristet bleiben dürfen, steht es ihnen endlich frei, Freundschaften zu schließen, Netzwerke aufzubauen, ihrer Nachbarschaft etwas zurückzugeben und Unternehmen zu gründen – all das macht unsere Gemeinden zu einem besseren Ort für alle.

Es ist gut für den Gemeinschaftsaufbau und mentale Gesundheit

Nicht zu wissen, wie lange du an einem Ort leben wirst – oder ob du in der Lage sein wirst, dich selbst zu versorgen kann wirklich schwere Auswirkungen auf deine psychische Gesundheit haben. Viele unserer Newcomer sind bereits auf der Flucht vor Kriegen und Verfolgung in ihren Heimatländern und eine globale Pandemie macht die psychosozialen Auswirkungen auf eine bereits gefährdete Bevölkerung nur noch schlimmer. Wir sind vielleicht nicht in der Lage, die Vergangenheit zu ändern – aber wir können für eine bessere Zukunft sorgen, indem wir einige Barrieren zwischen den Newcomern und der Chance auf einen Neuanfang schmelzen lassen.

Die Gewährung von Daueraufenthaltserlaubnissen ist gut für die Wirtschaft

Der Coronavirus ist eine wirtschaftliche Herausforderung für uns alle – unabhängig davon, wer du bist oder wo du lebst. Aber für Newcomer, die unsere Sprache nicht sprechen oder nicht arbeiten dürfen, ist es noch viel schlimmer. Geflüchtete haben oft mit der Arbeitsplatzsicherheit zu kämpfen und sind während der Pandemie am häufigsten von Entlassungen betroffen. Das ist nicht überraschend, da eine langfristge Einstellung risikoreicher ist, wenn man nur eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis besitzt. Während der Pandemie wurde die Systemrelevanz der Arbeitskraft von Newcomern besonders sichtbar. Ihnen einen dauerhaften Aufenthalt zu gewähren, würde dazu beitragen die Wirtschaft am Laufen zu halten und unseren neuen Freunden und Nachbarn helfen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, um sich ein neues Leben aufzubauen.

Es ist an der Zeit, befristete Aufenthaltsregelungen zu ändern

Unter der Regelung zur "Duldung" in Deutschland werden befristete Aufenthaltserlaubnisse ausgestellt, dessen Dauer abhängig vom Duldungsgrund ist. In der Regel werden diese nur für eine kurze Zeit ausgestellt und müssen regelmäßig verlängert werden. Gibt es die Möglichkeit einer Abschiebung, kann diese jedoch theoretisch jederzeit stattfinden, sodass eine Duldung für Personen teilweise jahrelang Angst vor Abschiebung bedeutet. Dies kann schwere Folgen für die mentale und physische Gesundheit der Newcomer sowie deren Familien haben. Zusätzlich können Sanktionen die gedulteten Personen weitereinschränken: Beispielsweise durch Kürzung der Sozialleistungen oder Arbeitsverbote.

Es ist an der Zeit, ein Ende dieser restriktiven Politik zu fordern, die  Menschen aufgrund ihres Einkommens, ihres Arbeitsstatus oder einer tickenden Uhr abweist  – vor allem, wenn wir eine der schlimmsten globalen Krisen seit Jahrzehnten durchleben.

Du kannst einen Unterschied machen!

Da einige Regierungen die Türen für Neuankömmlinge verschlossen haben, haben viele zivile Gruppen hart daran gearbeitet, Initiativen zur Unterstützung von Newcomern zu schaffen, die versuchen, hier ein neues Leben aufzubauen. Mit der Erkenntnis, dass Gemeinschaft der Schlüssel ist, haben Organisationen wie unsere Partner von Start With A Friend in Deutschland Tandemprogramme ins Leben gerufen, um Newcomer mit Locals zusammenzubringen und neue Freundschaften aufzubauen sowie in Vereinen aktive Mitglieder ihrer Gemeinschaften zu werden. Wir wollen dich ermutigen, Organisationen in deiner Nähe zu finden, die ähnliche Arbeit leistet. Denn gemeinsam können wir unsere Gemeinden bunter, besser und vielfältiger machen. Sei dabei und werde aktiv!

*Newcomer: Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund